Pfarrerin Linda Grüter und Pfarrer Günter O. Faßbender gingen am Sonntag, 20. September 2020 ein großes Wagnis ein: ausgerechnet am eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag waren eine Taufe, das Konfirmationsjubiläum und Abendmahl angesetzt. So hatte es der Kirchgemeinderat beschlossen. Nachdem alle Konfirmandinnen und Konfirmanden des Jahrgangs 1970 angeschrieben waren, liefen nur zögerlich und spärlich die Rückmeldungen ein; am Ende kamen gerade fünf der ursprünglich 35 Jubilare!
So feierten wir fröhlich zunächst die Taufe von Lean Andrin Capadrutt. Passend zum nationalen Feiertag erhielt er auf dem Taufschein ein Bild der Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht.
Dann wurden die Jubilare eingesegnet; neben der Erinnerungsurkunde überreichte Pfarrerin Grüter ihnen eine Baumscheibe, die uns freundlicherweise das Holzwerk Rieder zur Verfügung gestellt hatte. Dies sorgte anfangs für einiges Stirnrunzeln, aber in seiner Predigt löste Pfarrer Faßbender das Rätsel auf: ausgehend von der Eingangszeile des Gedichtes von Rainer Maria Rilke „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“ nahm er dieses Motiv auf. Wie in einer Baumscheibe sich Jahresring um Jahresring legt, so wachsen und reifen wir Menschen auch. An den Jahresringen im Holz kann man ablesen, ob es gute oder schwierige Jahre waren, die ein Baum durchlebt hat. Und auch im Menschenleben gibt es dieses Auf und Ab von leichten, fröhlichen Jahren und Jahren voller Trauer und Schwierigkeiten. Aber das macht eben ein Menschenleben aus.
Das anschließende Abendmahl wurde gerne angenommen, war es doch in Zweisimmen die erste Abendmahlsfeier in diesem Jahr; die früheren Feiern mußten alle wegen der Coronapandemie abgesagt werden. Der rege Zuspruch machte deutlich, wie schmerzlich dieses Gottesdienstelement in der Gemeinde vermißt wurde.
Enttäuscht allerdings waren die hilfreichen Geister des Kirchgemeinderates, daß das anschliessende Apéro nur von den Jubilaren und einigen, wenigen Gemeindegliedern besucht wurde. Viel Arbeit umsonst. Lag es am noch einmal spätsommerlich guten Wetter? Lag es an der Pandemie? Lag es am nationalen Feiertag, den man lieber draußen in der Natur für sich als in der Gemeinschaft der Gemeinde feiert? Es wird wohl eine Mischung aus vielen Motiven sein.
Günter O. Faßbender